Die warme Jahreszeit beginnt und die meisten Menschen lockt es mehr und mehr nach draußen: Im Wald oder Feld spazieren, picknicken, ins Freibad gehen – das klingt nach einem entspannten Sommertag! Doch genau solche Dinge können für Allergikerinnen und Allergiker zur Qual werden. Was kann man tun, um der laufenden Nase und den juckenden Augen endlich ein Ende zu bereiten?
Rund 20% der Bevölkerung Österreichs leidet an einer Allergie – die Tendenz ist steigend.
Woran erkenne ich eine allergische Reaktion?
Um die Allergie bekämpfen zu können, muss man zuerst verstehen, was sie im Körper bewirkt und welche Auslöser es gibt.
Grundsätzlich ist eine allergische Reaktion eine Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich ungefährliche Stoffe. Typische Vertreter sind hier Blütenpollen oder Gräser, die gerade in der warmen Jahreszeit in der Luft liegen. Aber auch gegen Schimmel, Staub oder sogar Tierhaare können Menschen eine Allergie entwickeln – was besonders tragisch ist, wenn das seit Jahren geliebte Haustier plötzlich die typischen Entzündungsreaktionen verursacht. Außerdem treten Nahrungsmittelallergien immer häufiger auf – beispielsweise gegen Weizenprodukte oder Fruchtsäure. Sie äußern sich dann meist durch Verdauungsbeschwerden und Bauchschmerzen. Zu den besonders gefährlichen Allergien zählt die gegen Insektengifte, weil sie oft eine extreme Reaktion des Immunsystems hervorrufen. Langfristig können sich Allergien zu einem Asthma auswirken, einer chronischen, entzündlichen Lungenerkrankung.
Warum Menschen auf bestimmte Stoffe allergisch reagieren, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Unter Verdacht stehen hier eine erbliche Veranlagung, ein feuchtes Wohnklima, aktives und passives Tabakrauchen, aber auch eine möglicherweise zu hygienische Lebensweise, durch die der Kontakt des Immunsystems mit vielen Stoffen grundlegend eher vermieden wird – was der Theorie zufolge eine Überreaktion in einem späteren Lebensalter hervorruft.
Zu den typischen allergischen Symptomen gehören:
- Eine rinnende Nase und das Gefühl, nicht mehr frei durch atmen zu können
- Juckreiz und Schwellungen am Auge sowie der Drang, sich die Augen zu reiben
- Juckende Ödeme, also mit Wasser gefüllte “Quaddeln”, besonders nach Hautkontakt mit dem Allergen
- Bei Nahrungsmittelallergien auch Bauchschmerzen oder Durchfall
- Im Extremfall Atemnot oder Kurzatmigkeit
Die Diagnose erfolgt in der Regel über einen sogenannten Prick-Test, gegebenenfalls in Verbindung mit einer Blutuntersuchung im Labor. Dabei wird die Hautoberfläche am Unterarm leicht eingeritzt und mit einer Lösung beträufelt, die das im Verdachte stehende Allergen enthält. Bei einer positiven Reaktion sieht man meist innerhalb weniger Minuten eine Rötung und Schwellung, die starken Juckreiz auslösen kann.
Prinzipiell gibt es zwei Wege, allergische Reaktionen zu bekämpfen: Entweder man behandelt die Symptome oder die Allergie selbst. Die Apotheken sind voll von freiverkäuflichen Präparaten in Form von Augentropfen, Sprays, Salben oder Tabletten, die die allergische Reaktion im ganzen Körper oder punktuell an Auge, Nase oder Haut unterdrücken sollen. Viele von ihnen helfen im Moment des Kontakts mit dem Allergen – beispielsweise das Nasenspray, das man während eines Spaziergangs anwenden kann und das die oberen Atemwege direkt befreien soll. Andere Wirkstoffe sind eher darauf ausgelegt, langfristig zu einer abgeschwächten allergischen Reaktion zu führen und werden daher dauerhaft verabreicht – zum Beispiel kortisonhaltige Nasensprays oder Augentropfen. Bei Menschen mit starken oder vielen Allergien kann sich die orale Einnahme eines Antihistaminikums lohnen, also einer Tablette, die die allergische Reaktion im ganzen Körper unterdrückt.
Wie werde ich meine Allergie dauerhaft los?
Eine anderer Weg, allergische Symptome loszuwerden, besteht darin, sie „an der Wurzel zu packen”. Das Prinzip: Der Körper soll sich an die allergieauslösenden Stoffe gewöhnen und dadurch mit der Zeit immer weniger stark darauf reagieren. Doch wie funktioniert das?
Der Vorgang, sich mit Hilfe von langsamer Steigerung der Dosis und Gewöhnung des Immunsystems an einen Stoff zu gewöhnen, nennt sich Hyposensibilisierung – ein langes Wort. Hypo stammt aus dem altgriechischen und bedeutet so etwas wie „unten” oder „niedrig”. Prinzipiell geht es darum, das Immunsystem zu desensibilisieren und weniger empfindlich zu machen – die allergische Reaktion also zu unterdrücken. Als Synonym wird daher manchmal der Begriff „Spezifische Immuntherapie” für die Hyposensibilisierung genutzt, weil sie zumeist gegen einzelne Allergene durchgeführt wird – in der Regel das, welches die stärkste allergische Reaktion hervorruft.
Auch hier bedient man sich verschiedener Wege: So gibt es die Möglichkeit, sein Immunsystem zu trainieren, indem man sich den allergieauslösenden Stoff regelmäßig verabreichen lässt. Diese Behandlung muss – wie alle langfristigen beziehungsweise systemischen Ansätze – von einem Arzt oder einer Ärztin mit entsprechender Zulassung veranlasst werden.
Es gibt zwei Wege, wie eine Hyposensibilisierung durchgeführt werden kann:
- Per Spritze unter die Haut (subkutan)
- Per Tablette, die unter die Zunge gelegt wird, bis sie sich aufgelöst hat (sublingual)
Es kommt jedoch auch oft zu einer Kombination verschiedener Wege, sodass beispielsweise mit einer Spritzentherapie gestartet wird und die Betroffenen sich ab einem bestimmten Punkt mit Hilfe von Tabletten zu Hause weiter therapieren. Wichtig ist dabei, kontinuierlich “am Ball” zu bleiben, damit der Körper sich über die Dauer an den allergieauslösenden Stoff gewöhnt.
Der große Vorteil einer Hyposensibilisierung liegt darin, dass sie nicht nur die Symptome bekämpft – sondern eine Allergie tatsächlich an der Wurzel packen und stoppen kann. Interessierte Allergikerinnen und Allergiker müssen jedoch einen langen Atem haben – denn eine Dauer von drei bis fünf Jahren für eine Therapie ist keine Seltenheit.
Übrigens: Bei Pollenallergien macht der Start einer Desensibilisierung im Winter am meisten Sinn – denn dann fliegen keine Pollen, die den Körper zusätzlich belasten würden. Allergien gegen Stoffe wie die Hausstaubmilbe dagegen können und sollten ganzjährig durchgeführt werden, weil auch der Allergieauslöser eine durchgehende Belastung darstellt.
Allergiebehandlungen und Beratungen zu möglichen Therapien biete ich in meiner Ordination an. Kommen Sie gerne auf mich zu und buchen Sie jetzt Ihren Termin ganz bequem online .
Quellen:
- Bencard Allergie: Allergie: Ursachen und Behandlung. Ein Ratgeber für Allergiepatienten. Abgerufen via https://www.bencard.com/service-center/ratgeber-infobroschueren/ am 01.04.2022
- Vorarlberg.orf.at, 2022: Allergien im Vormarsch – Was man dagegen tun kann. Abgerufen via https://vorarlberg.orf.at/stories/3149247/ am 01.04.2022