Noch immer werden die oberen und unteren Atemwege häufig isoliert betrachtet. Dabei ist es eher so, dass man die beiden Bereiche, medizinisch gesehen, kaum voneinander trennen kann. Für diese Anschauung wurde sogar ein eigener Begriff geprägt: „United Airways“. Was klingt wie eine Fluggesellschaft, ist ein Fachausdruck dafür, dass die Atemwege zusammengehören – die obere und untere Etage bilden zusammen eine Einheit. Die obere Etage, das sind die Nebenhöhlen von Nase, Kiefer, Stirn und den Siebbeinzellen zwischen den Augen. Wenn von den unteren Atemwegen die Rede ist, sind damit die Bronchien, also die feinen Verästelungen in unserer Lunge gemeint. „Oben“ und „unten“ sind durch den Rachen und die Luftröhre miteinander verbunden – durch sie gelangt die über Nase oder Mund eingeatmete Luft in den Brustkorb und die Lunge, wo der Gasaustausch stattfindet – und von dort fließt sie wieder nach oben und hinaus. Genau in diesem „Transportsystem“ entstehen auch die typischen Beschwerden, unter denen jemand mit dem Post-Nasal-Drip-Syndrom (PNDS), beziehungsweise dem sinubronchialen Syndrom leidet. Doch wieso ist das so?
Wie kommt es zum sinubronchialen Syndrom?
Der Beginn eines solchen Syndroms ist zumeist eine unkomplizierte akute Nebenhöhlenentzündung. Sie kann durch Viren oder Bakterien ausgelöst werden und klingt in den meisten Fällen nach wenigen Tagen bis Wochen wieder vollständig ab. Manchmal kommt es jedoch dazu, dass der infizierte Schleim der Nebenhöhlen über den Rachenraum nach unten hin abfließt. Betroffene klagen beispielsweise häufig über ein verschleimtes Gefühl im Rachen – gerade, wenn sie sich zurücklehnen oder hinlegen. Dann tut die Schwerkraft ihr Übriges und der Schleim wandert vom vorderen Nasenraum, wo er einfach ins Taschentuch geschnäuzt werden kann, nach hinten in Richtung Rachen und sammelt sich dort, bevor er in die Bronchien fließt. Dieses Phänomen ruft das Gefühl hervor, ein Fremdkörper befinde sich im Rachen. Oft sind es auch stark angeschwollene Schleimhäute und Verengungen in den feinen Gängen der Nebenhöhlen, die ein Abfließen des Schleims erschweren und ihn somit „umlenken“.
Dadurch, dass der oft zähe Schleim eine große Menge an Bakterien oder Viren mit sich führt, wandert ebenso die Infektion mit – Endstation: Lunge. Dort angekommen, infizieren sich nicht selten auch die unteren Atemwege und eine akute Bronchitis entsteht. Wird der Schleim nicht richtig abgehustet oder entstehen mehrere Infekte in kurzer Zeit, können sich diese Symptome zu einem chronischen Husten entwickeln – bei bis zu zwei Dritteln der Patientinnen und Patienten mit diesem hartnäckigen Husten geht man so einem solchen Syndrom als Ursache aus. Doch was kann man tun, um sich bei einem sinubronchialen Syndrom oder PNDS Abhilfe zu verschaffen?
Vom Kortisonspray zur OP – was hilft gegen Post-Nasal-Drip?
Um diese Frage zu beantworten, hilft es, sich die häufigsten Ursachen für ein solches Syndrom anzuschauen. Bei einigen Patientinnen und Patienten sind dies anatomische Besonderheiten und Veränderungen, die beispielsweise die oberen Atemwege verengen oder den Schleimabfluss behindern. Dazu gehören unter anderem Polypen – kleine Ausstülpungen der Schleimhaut, die ein Hindernis für das ungehinderte Abfließen darstellen. Ähnlich sieht es aus, wenn die Nasenscheidewand verkrümmt ist oder die Nasenmuscheln besonders dick ausgeprägt sind. Das Resultat: verengte Gänge, die den Schleim aufhalten. Für solche Fälle ist oft ein operativer Eingriff sinnvoll, um die anatomischen Besonderheiten zu begradigen oder zu entfernen. Betroffene berichten nach erfolgreicher Operation häufig, auch besser Luft durch die Nase zu bekommen. Gleichzeitig kann unter Narkose der festsitzende Schleim abgesaugt werden – und eventuelle Verdickungen der Schleimhäute entfernt.
Ist die Anatomie nicht das Problem, liegen oft virale Infekte zugrunde, die nicht richtig auskuriert wurden – oder allergische Reaktionen, die die Schleimhaut ständig, teilweise dauerhaft, anschwellen lassen. In diesen Fällen haben sich Methoden bewiesen, die die Belüftung der Nebenhöhlen fördern sollen.
Folgende Maßnahmen fördern die Belüftung der Nasennebenhöhlen:
- Sekretolytika, die den Schleim lösen sollen
- Antihistaminika, die allergischen Reaktionen entgegenwirken sollen
- Hustenstillende Medikamente. Hier ist jedoch besondere Vorsicht geboten, wenn bereits eine bronchiale Grunderkrankung wie beispielsweise Asthma bronchiale bekannt ist
- abschwellende Nasensprays und -tropfen, allerdings immer nur für einen begrenzten Zeitraum, damit sich kein Gewöhnungseffekt einstellt
- Kortison-Nasensprays, die direkt in der Nebenhöhle dazu beitragen, die Entzündung zu bekämpfen
Gerade in leichteren Fällen haben sich auch pflegende Nasensprays, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Dexpanthenol, sowie regelmäßige Spülungen der Nebenhöhlen mit isotonischer Kochsalzlösung als hilfreich erwiesen. Diese bekommt man freiverkäuflich in den meisten Apotheken.
Besonders bei länger anhaltender Symptomatik oder starken Beschwerden sollte man jedoch eine Hals-Nasen-Ohren-Arztpraxis aufsuchen.
Die Behandlung eines sinubronchialen Syndroms beziehungsweise eines Post-Nasal-Drip-Syndroms und Beratungen zu möglichen Therapien biete ich in meiner Ordination an. Kommen Sie gerne auf mich zu und buchen Sie jetzt Ihren Termin ganz bequem online .
Quellen:
- Deutsche Apothekerzeitung, 2008. Vom Husten und Schnupfen zum sinubronchialen Syndrom. Abgerufen via https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-47-2008/vom-husten-und-schnupfen-zum-sinubronchialen-syndrom am 09.09.2022
- Kroegel, C., & Costabel, U. (Eds.). (2013). Klinische Pneumologie: das Referenzwerk für Klinik und Praxis. Georg Thieme Verlag.
- Gesundpedia.de, 2021. Sinubronchiales Syndrom. Abgerufen via https://gesundpedia.de/Sinubronchiales_Syndrom am 13.09.2022